Die letzten Tage von Pompeji by Edward Lytton Bulwer

Die letzten Tage von Pompeji by Edward Lytton Bulwer

Autor:Edward Lytton Bulwer [Bulwer, Edward Lytton]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3846032689
Herausgeber: Salzwasser-Verlag GmbH
veröffentlicht: 2013-04-18T22:00:00+00:00


Achtes Kapitel.

Julia besucht den Arbaces – Das Ergebnis dieser Unterredung.

Arbaces saß in einem Zimmer, das sich auf eine Art Balkon oder Säulengang gegen den Garten öffnete. Seine Wange war blaß und eingefallen von den ausgestandenen Leiden, aber sein eiserner Körper hatte sich bereits wieder von den bedenklichen Folgen des Unfalls erholt, der seine grimmigen Absichten in dem Augenblicke des Sieges durchkreuzt hatte. Die Luft, welche süß drückend auf seine Stirne wehte, seine ermattenden Sinne und das Blut kreiste wieder freier als seit vielen Tagen durch seine eingeschrumpften Gefäße.

»So ist denn,« dachte er, »der Sturm des Geschickes gebrochen und vorübergezogen; das Unglück, das meine Wissenschaft vorausgesagt hatte und das mein Leben selbst bedrohen sollte, ist eingetreten, und noch lebe ich! Es geschah, was die Sterne verkündeten – und die lange, glänzende und glückliche Laufbahn, die, im Fall ich es überlebe, auf das Übel folgen sollte, lächelt mir nunmehr jenseits desselben. – Ich bin hinüber geschritten – ich habe die letzte Gefahr meines Geschickes überwunden. Nunmehr habe ich nur noch den Garten meines zukünftigen Lebens anzulegen, ohne Furcht und sicher. Als die erste meiner Freuden also – selbst vor der Liebe – möge Rache kommen! Dieser griechische Knabe, der meiner Leidenschaft in den Weg getreten und meine Pläne durchkreuzt hat – der mich selbst dann noch verhöhnte, als der Stahl im Begriffe stand, sein verfluchtes Blut zu trinken – soll mir nicht zum zweitenmal entgehen; doch welche Art der Rache wählen? Das muß wohl bedacht werden. O Ate, wenn du wirklich eine Göttin bist, so erfülle mich mit all deinen Eingebungen!«

Der Egypter sank bei diesen Worten in eine tiefe Träumerei, die ihm seinen klaren aber befriedigenden Gedanken einzugeben schien. Unruhig wechselte er seine Stellung, während er einen Plan nach dem andern ausdachte, und verwarf jeden sofort wieder, sobald er ihn gebildet hatte. Mehremale schlug er an seine Brust und stöhnte laut, im Durst nach Rache und im Gefühl seiner Unmacht zu deren Befriedigung. Während er also nachdachte, trat ein Sklavenknabe schüchtern in das Zimmer, mit der Meldung, eine Dame, ihrer eigenen und ihrer Sklavinnen Kleidung nach offenbar von Stand, warte unten und bitte um Gehör bei Arbaces.

»Eine Dame!« Sein Herz schlug schneller. »Ist sie jung?«

»Ihr Gesicht ist durch einen Schleier verhüllt; aber ihre Gestalt ist, obgleich voll, dennoch zart wie die der Jugend.«

»Führe sie her,« sprach der Egypter, dessen eitles Herz einen Augenblick glaubte, die Fremde möchte Ione sein.

Der erste Blick, den er auf die nunmehr Eintretende warf, reichte hin, eine so irrthümliche Vermuthung zu widerlegen. Allerdings hatte sie so ziemlich dieselbe Größe und vielleicht auch dasselbe Alter wie Ione – allerdings war sie schön und üppig geformt; aber wo blieb jene unbeschreiblich anmuthige Wellenform, welche jede Bewegung der unvergleichlichen Neapolitanerin begleitete? – die züchtige und anständige Kleidung, die selbst bei der sorgfältigsten Anordnung der Einfachheit nicht ermangelte? – der würdevolle und doch schüchterne Schritt? die Majestät des Weibes und ihre Sittsamkeit?

»Verzeih mir, ich kann nur mühsam aufstehen,« begann Arbaces, die Fremde anschauend, »ich leide noch immer an einer kürzlich eingetretenen Krankheit.«

»Laß



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